Der Donnerstag Nachmittag begann ziemlich verregnet, wo wir alle uns noch ziemlich uneinig waren, ob wir unsere Radtour überhaupt angehen wollen. Pünktlich um 13Uhr, als wir uns an der Mensa trafen, hörte es auf zu regnen und die Sonne lugte vorsichtig hinter den Wolken hervor. Ein
paar letzte Vorbereitung getroffen und schon ging es los.

Wir waren nur eine kleine Gruppe von Radfahrern, das war zwar schade, machte aber gleichzeitig vieles einfacher, da wir einen Großteil auf Straßen fahren würden.

Bereits kurz nachdem wir Mittweida hinter uns gelassen hatten, kam der erste Berg. Und wenn ich Berg sage, meine ich auch Berg! Mit 10% Steigung würde der Berg uns ziemlich ins Schwitzen bringen. Tapfer strampelten wir hoch und oben angekommen genossen wir erst einmal die Aussicht
auf Weinsdorf und Umgebung.

Nach der kurzen Verschnaufpause ging es weiter. Das Gute ist, nach jedem Berg kommt auch ein Tal. So sausten wir also nach unten in das Dorf Rossau. Und natürlich kommt nach jedem Tal auch wieder ein Berg. Also wieder hoch, das war einer der unangenehmen Abschnitte der Tour. Ein
heftiger Gegenwind, frischte auf. Tapfer kämpften wir uns die wenig befahrene Landstraße hinauf und schließlich wieder hinab bis nach Höckendorf. Dort wechselten wir auf einen kleinen Feldweg, dieser war zwar sicherer als die stark befahrene Umgehungsstraße aber dafür nicht weniger anstrengend. Wir machten oben auf dem Berg halt und genossen bei einem Schluck Wasser die schöne Landschaft, die in dem dramatischen Licht zwischen Sonne und dunklen Regenwolken etwas malerisches hatte. Ab jetzt würde es nur noch ein Katzensprung bis nach Ehrenberg sein. Wir
waren schneller als gedacht. Komoot hatte die gesamte Strecke mit einer Stunde berechnet, wir benötigten trotz der Berge und der steifen Brise nur 45 Minuten.

Das letzte Stück durch das Dorf ging es dann ganz schnell. Gut gelaunt und auch ein bisschen erleichtert trafen wir bei dem Künstler Jens Ossada ein.
Erstaunt registrierten wir, dass der Rest der Truppe, die aus terminlichen Gründen nur mit dem Auto kommen konnten, auch schon da waren.
Lachend begrüßten sie uns und wir, stolz und erschöpft wie wir waren bekamen erst mal einen guten Tee in die Hand gedrückt, um uns ein wenig erholen zu können. Das Refugium Ehrenberg macht seinem Namen alle Ehre. Wenn man es betritt, steht man zunächst in einem hübsch restaurierten Vier-Seiten-Hof, doch wenn man den Kunstgarten betritt ist es wie ein Portal in eine andere Welt.

Wie die Kinder von Narnia treten wir in den Garten und können all die vielen kleinen liebevollen Details nicht erfassen. Das Refugium ist sehr ordentlich aber ganz natürlich. Viele Bäume spenden Schatten und Büsche, Stauden und allerlei interessanter Pflanzen schaffen kleine Separees im
Garten. Zwischen all dem herrlichen Grün stehen Ossadas Kunstwerke, Nisthilfen oder Insektenhotels. Alles hat ein System und Nutzen aber es ist auch wunderschön. Jeder von uns ist begeistert. Ossada erzählt uns von all den Dingen, wie er seinen Hof und Garten bewirtschaftet. Er hat sein Haus komplett auf Solarenergie umgerüstet und kann dank Speicherakkus bis zu 4 Tage überbrücken. In seinem Garten wächst viel essbares, so dass er auch nicht viel Plastikmüll durch den Kauf von Lebensmitteln verursacht. Sein Leben ist ganz normal, ohne auf viel verzichten zu müssen. Im Sommer fährt er mit dem Rad, im Winter mit dem Moped. Unsere Geister waren so
erfüllt von Eindrücken, dass wir gar nicht alles erfassen konnten. In diesem Garten könnte man einen ganzen Tag verbringen, man würde doch immer wieder etwas neues entdecken.

Schließlich traf die Presse ein und wir führten Interviews und machten Bilder. Dann durften wir uns noch Walnüsse und Äpfel aus seinem Garten sammeln und streiften noch eine Weile durch das satte
Grün. Wir wussten, unser Aufbruch war nah, denn wir hatten noch ein gutes Stück Heimweg vor uns.

Nach einer herzlichen Verabschiedung machten wir also wieder los und kämpften uns zurück. Der Wind blies nun kräftiger und darunter mischten sich auch immer wieder Regentropfen. Tapfer quälten wir uns die unzähligen Berge hinauf und als wir endlich den letzten hinter uns gelassen hatten, ging es nur noch bergab. Mit einem fröhlichen Schrei rasten wir den steilen Berg hinab und wurden fast aus der Serpentine geworfen, doch das brachte unserem Übermut keine Abbruch. Wir
überquerten die Zschopau, die Sonne ließ das Wasser wie tausend Diamanten funkeln und die Luft war frisch und rein gewaschen vom Regen.
Schließlich erreichten wir unseren Ausgangspunkt und waren froh, dass alles so gut geklappt hatte. Niemand war gestürzt, der Regen hatte uns größtenteils verschont und wir hatten einen wundervollen Tag gemeinsam den wir wohl so schnell nicht vergessen würden.